Resonanzen

 

Farbe hinter der Figur

Das Verschmelzen verschiedener Materialien mit Glas im Ofen ist ein Experimentierfeld der Mondorfer Glaskünstlerin Ruth Schroer: Kupfereinschlüsse zum Beispiel zeigen nach dem Erkalten eine faszinierende Farbskala aller erdenklichen Rot- und Orangetöne. Metallgitter in Glasobjekten haben den grafischen Effekt von Schraffuren, Verdichtungen unterschiedlichen Grades. Metaphorisch verwendet beschreibt der handwerkliche Begriff des Verschmelzens die Kombination von Malerei, Zeichnung, Monotypie und Objektgestaltung, die Schroer auf unterschiedliche Weisen versucht. Das am häufigsten bearbeitete Thema dieser Arbeiten ist die menschliche Figur, die als Silhouette auftritt – einzeln, im Dialog oder vor den Hintergrund einer Menge von Figuren, einer anonymen Masse gestellt.

Das Spiel mit dem Licht – das in der Glaskunst noch mehr als in der Malerei im Vordergrund steht – bezieht den Betrachter in diesem Fall besonders mit ein: Je nach Standort und Blickwinkel mischen sich Gravurlinien – oft stehen mehrere Glasplatten hintereinander – und Schatten je anders auf der Farbfläche des Hintergrunds.

Hinter jeder Person steckt irgendwelche Farbe, sagt Ruth Schroer, womit sie ihr Handwerk wiederum ins Sinnbildliche wendet: sie möchte mit ihren Arbeiten ästhetisch erkunden, was unter den Oberflächen steckt, welche Einblicke in das Menschsein auf diese Weise möglich sind.

Jürgen Röhrig, Kölner Stadtanzeiger


 

Beverstedt. Im Obergeschoss des Kulturhofes Heyerhöfen sind jetzt spektakuläre Glasobjekte und Skulpturen von Ruth Schroer zu sehen. Die Künstlerin schafft körperhafte Gebilde. Dabei arbeitet sie mit heißem Glas, die entsprechenden Gießformen dafür stellt sie zuerst her. Jedes Stück ist ein Unikat. Ruth Schroer ist von den unendlichen Gestaltungsmöglichkeiten mit dem Werkstoff Glas fasziniert. Ihr Stil ist unverwechselbar.

Marlis Kleemann


 

Das Faszinierende am Umgang mit Glas ist für die Künstlerin Ruth Schroer die Möglichkeit, mit der Durchsichtigkeit des Materials Transparenzen zu schaffen und dadurch mit mehr als nur einer Darstellungsebene zu arbeiten. Mit Hilfe von Licht und Schatten lässt die Künstlerin überbrückbare Leerräume entstehen, die scheinbar Gegensätzliches oder Getrenntes verbinden und mit Kontrasten spielen.

Doch so scheinbar gewichtslos Glas durch seine Durchlässigkeit wirken kann, so interessant kann diese Eigenschaft künstlerisch modelliert werden in Verbindung mit schwerem Metall, das für flexible Festigkeit, Zähigkeit und Bruchfestigkeit steht. Wenn also die Künstlerin in ihren Werken beide Elemente verschmilzt, entsteht eine Spannung aus Leichtigkeit und Schwere, die weitere Bedeutungsdimensionen eröffnet.

Gravuren auf transparenten Flächen heben zudem in ihren Werken bestimmte Aspekte hervor und geben Blickrichtungen und Perspektiven vor. Verändern die Betrachtenden ihren Standort, entstehen in den Objekten neue Strukturen und Einsichten, die polyvalente Interpretationen der Werke ermöglichen und damit die Besucher zur eigenen Deutungsarbeit auffordern.

Für Ruth Schroer besitzt Glas eine immanente ästhetische Schönheit und Vielgestaltigkeit, mit der sie bewusst arbeitet, die ihr aber niemals Selbstzweck ist. Im Gegenteil: In manchen Werken zerstört die Künstlerin sie bewusst, wenn die Aussage des Objekts beeinträchtigt werden könnte.

Christoph Gawin für Gärtnerhaus, Bonn